Schule als Staat

Jugendliche im Seminarraum

Das Projekt Schule als Staat ist eine Art Simulationsspiel, in welchem die wesentlichen Elemente eines Staates innerhalb der Schule dargestellt werden. Es eignet sich, um mit Schüler:innen Demokratie im Schulalltag praktisch zu erproben. Zahlreiche Schulen haben das Konzept bereits für sich erprobt.

Das Stiftsgymnasium Sindelfingen, eine Schule im Netzwerk Lernort für Demokratie, gibt im folgenden Interview Einblicke in die Umsetzung des Projektes an ihrer Schule.

Das Projekt Schule als Staat am Stiftsgymnasium Sindelfingen

Lernort für Demokratie: Sie haben gute Erfahrungen gemacht mit der Umsetzung des Projektes Schule als Staat. Seit wann gibt es das Projekt an Ihrer Schule und in welchem Zeitraum im Schuljahr findet dies üblicherweise statt?

Stiftsgymnasium Sindelfingen: Das kann ich nicht genau sagen. In den 15 Jahren, in denen ich jetzt an der Schule bin, machen wir es zum vierten Mal. Normalerweise gibt es einen Zyklus von drei bis vier Jahren. Natürlich gab es auch bei uns eine Coronapause.
Wichtig ist, dass es keinen Automatismus gibt. Die Initiative muss von Seiten der Schülerinnen und Schülern kommen, da man eine relativ große Gruppe an motivierten Personen braucht, um das Projekt zu stemmen.
Bei uns fand SAS zumeist am Ende des Schuljahres über drei Tage statt und mündete dann am Ende in unser Schulfest, so dass auch Eltern und Ehemalige das Projekt begutachten konnten.

Lernort für Demokratie: Wann beginnen Sie mit den Vorbereitungen für das Projekt? Wie organisieren Sie das Projekt? Gibt es eine Arbeitsgruppe, die die Organisation federführend übernimmt? Werden Schüler:innen und Eltern in die Planungen mit einbezogen? Wer hält die Fäden in der Hand und wie viel Aufwand ist die Gesamtorganisation?

Stiftsgymnasium Sindelfingen: Die Initiative startet zumeist im Schuljahr davor. Es bildet sich eine Gruppe von Schülerinnen, Schülern, die auf Lehrkräfte zugehen, die ihnen dann unterstützend zur Seite stehen. Zudem muss so ein Projekt von den Schulgremien bewilligt werden. Man muss also auch immer u.a. das Kollegium und die Schulkonferenz überzeugen.
Dazu geht es zu Beginn um Fragen, wie die Vorbereitung organisiert werden kann. In unserem Fall haben wir uns dieses Mal für eine Kombination aus Seminarkurs – die organisierenden Schülerinnen und Schüler sind größtenteils in Klasse 11 – und Arbeitsgemeinschaft entschieden. Die 11er können sich ihr Engagement dann als mündliche Abiturprüfungsleistung anrechnen lassen und die Lehrkräfte auf ihr Deputat.
Im Idealfall leisten die Schülerinnen und Schüler den größten Teil der Vorbereitung selbst. Je nach Selbstständigkeit brauchen sie aber Unterstützung, in Form von Anregungen und manchmal auch einen Hinweis auf die Einhaltung von Absprachen. Lehrkräfte, die bei der Organisation unterstützen, können deshalb schon damit rechnen, dass es ordentlich was zu tun gibt.

Lernort für Demokratie: Welche Aufgaben übernehmen die Kolleg:innen während der Projekttage? Gibt es feste Zuständigkeiten? Sind alle einbezogen und überzeugt von dem Projekt?

Stiftsgymnasium Sindelfingen: Das Organisationsteam ist normalerweise aufgeteilt in verschiedene Bereiche, z.B. Finanzierung, Politik, Unternehmen, Warenlager, etc., trifft sich aber auch regelmäßig zur Abstimmung. Den einzelnen Bereichen sind dann immer ein bis zwei KollegInnen zugeordnet. Je kleiner die Teams, desto leichter die Absprachen, aber desto weniger Schultern, auf die sich die Aufgaben verteilen.
Vom Organisationsteam sollten alle überzeugt sein. Wenn Schülerinnen und Schüler zwischenzeitlich die Motivation verlieren, auch weil andere Schulaufgaben wie Klausuren ja auch noch zu erledigen sind, ist es wichtig, dass anzusprechen und zu regeln. Das gilt aber für alle Gruppenprojekten dieser Dimension. Eine wichtige Aufgabe ist auch der Einbezug eines möglichst großen Anteils der Schülerinnen und Schüler der Schule. Denn damit steht und fällt am Ende das Projekt. Wenn nur das Organisationsteam Lust hat, hat man Ende 700 Schülerinnen und Schüler und auch Lehrkräfte, die drei Tage nur herumstehen und warten, dass etwas passiert.

Lernort für Demokratie: Welche Tipps können Sie anderen Netzwerkschulen von Lernort für Demokratie, die Schule als Staat durchführen möchten, mitgeben?

Stiftsgymnasium Sindelfingen: Frühzeitig anfangen, eine breite Zustimmung in der Schule organisieren und konservieren und eine möglichst große Gruppe an motivierten Schülerinnen und Schülern finden, die Lust haben, sich langfristig zu engagieren. Dazu sollte man nicht zu perfektionistisch sein und auch überlegen, wie die drei Tage für alle unterhaltsam werden können, also zum Beispiel auch für Unterstufenschülerinnen und -schüler. Bei allem, was man bei SAS in politischer und ökonomischer Hinsicht lernen kann, geht es auch darum, dass so ein Projekt Spaß macht und die Identifikation mit der Schule steigern kann. Dazu muss es aber für eine möglichst große Gruppe als etwas empfunden werden, auf das man sich freut und an dem man gerne teilnimmt und nicht als Pflichtprogramm.

Lernort für Demokratie: Welches war Ihr persönliches Highlight bei der Umsetzung von Schule als Staat?

Stiftsgymnasium Sindelfingen: Als Gemeinschaftskunde- und Wirtschaftslehrer sind das für mich auf alle Fälle die Diskussionen mit Organisationsteam und „Politikern“, wenn es um die Ausgestaltung von Steuer- oder Rechtssystem geht. Da geht es schon mal hoch her. Aber auch wenn Teile der eigenen Unterstufenklasse sehr professionell ein Unternehmen am Laufen halten, sind das Momente, in denen man merkt, dass es Dinge gibt, die einfach im regulären Unterricht so nicht erreichbar und für die solche Projekte sehr gut geeignet sind.

Herzlichen Dank für die Einblicke!

Weitere nützliche Tipps und Informationen zu Umsetzung von Schule als Staat findet man auch unter

www.svtipps.de